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Einfach lesen...

Das Genie v. Klaus Cäsar Zehrer im Diogenes Verlag
Das Genie - von Klaus Cäsar Zehrer (diogenes)

Das Bild sehr passend ausgewählt, das versteht man beim Lesen, irgendwann.

Das Genie

von Klaus Cäsar Zehrer (Diogenes)

Erstausgabe 2017, der Text wurde 2019 für die Taschenbuchausgabe vom Autor durchgesehen und überarbeitet

 

Und hättest du der Liebe nicht, lesen wir es schon in der Bibel, Erkenntnisse aus Urzeiten, immer wieder erkennen, wissen wir, und machen es doch oft anders. Ganz anders erfährt der Protagonist, das Genie, es in dem gleichnamigen Buch.

 

Wenn du selbst nicht geliebt wirst oder es dir nicht gezeigt wird, und die Premissen anders geordnet und fokussiert werden. Wie willst du Liebe geben, die du nicht erfahren, nicht wirklich kennst.

 

Einiges steckt in dir und du forderst sie ein als kleines Wesen und bekommst sie. Von Menschen, die dich wirklich lieben.

 

Beim kleinen William soll die Bildung an erster Stelle stehen, er soll nicht verhätschelt werden, körperliche Nähe erfährt er nicht oder kaum. Es geht bei seiner Erziehung vornehmlich um sein Hirn, das gefördert werden soll. Das will sein Vater so und so wird das Kind William Sidis tatsächlich zum Wunderkind. Und des Vaters These, Überzeugung, Erziehungsmethode, scheint bewiesen.

 

Aus der Mutter Williams wird eine hartherzige Frau, sie bildet sich, was um die Jahrhundertwende noch sehr viel weniger möglich war als heute und wird von ihrem Mann bestärkt und gefördert, was ihr zu Beginn fast zu viel erscheint. Doch dann meint auch sie, dass dies das Wichtigste im Leben ist: die Bildung. Für sie wie auch für den gemeinsamen Sohn. 

 

Über sechshundert Seiten erfahren wir kurzweilig von den Begebenheiten und Erfahrungen des Jungen, der keine Liebe gibt, weil er keine erfuhr, und er auch meint, dass er sie nicht braucht, und doch sehnt er sich danach und will es doch nicht wahrhaben.

 

Wenn er sich nicht wissenschaftlich, lehrmäßig beschäftigt, ist er gerne in Bewegung und fährt mit der Straßenbahn, eine Zeit lang sogar als Fahrer einer Bahn. Das liebt er und die Streckenverläufe und An- und Abfahrtszeiten kennt er auswendig.

 

Diesen dicken Schmöker, ja so möchte ich ihn bezeichnen, las ich gerne und war gespannt, wo das hinführen würde. Und weil Klaus Cäsar Zehrer alles sehr gut in Szene setzte, in diesem Vielzeiler, war keine Zeile zu viel.

 

Wenn in einem Buch das Fiktive die Wahrheit trifft und beides gut kombiniert wird, ist es eine gute Lektüre: Das Genie!

 

Hier wird ein Leben erzählt, das uns einen Menschen sehr nahe bringt, von einem Erzähler, der das kann. William, das Genie, will und kann nicht mit seinem Wissen leben, nur dafür leben, das Wissen der Welt noch bereichern durch seine hochintelektuellen Kenntnisse in einer Gesellschaft, die der Ausbeutung und Profitsucht dient. So sieht er es später und begnügt sich mit kleinen Dingen, die ihn glücklich machen und ihm unkompliziert erscheinen. 


Das war mal anders, wie wir es auf Seite 343 lesen: 

"Er wollte sein Leben in den Dienst des Wissens stellen. Viel lesen, viel nachdenken, viel schreiben. Die eine oder andere brauchbare Erkenntnis, Formel oder Theorie, würde dabei schon herauskommen, und wenn nicht: auch nicht schlimm. Es ging ums Tun und nicht ums Ergebnis. Vielleicht gab es auch andere Wege zum Glück. Aber nicht für ihn."


Wer mehr wissen möchte, der sollte es lesen: Das Genie! Es beruht auf wahre Begebenheiten und ist gut recherchiert mit einigen Quellenangaben. Und wer noch nicht genug hat von diesem historischen Fall Sidis, begibt sich auf die Website sidis.net. 

Geertje Wallasch

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