Gottes Geist im Leitungshandeln entdecken

 

Presbyterinnen und Presbyter können ein Lied davon singen: Nach einem langen Arbeitstag steht die Presbyteriumssitzung an, während der bisweilen weitreichende Entscheidungen getroffen werden müssen. Das kann zu Konflikten führen, mindestens aber zu Diskussionen, in denen Positionen abgesteckt und Kompromisse erzielt werden müssen. Einstellung oder Kündigung von Mitarbeitenden, Neubau, Renovierung oder Abriss von Gebäuden, immer mit der Frage im Hintergrund, wo will die Kirchengemeinde hin, vor welchen Herausforderungen wird sie in zehn Jahren stehen? Nun ist das Amt des/der Presbyter/in kein gewöhnliches Amt und keine reine Geschäftsführung, sondern auch ein geistliches Leitungsamt. Im 1. Petrusbrief heißt es in Kapitel 5, 1+2: „Weidet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist." Die Ältesten (Presbyter/innen) werden zum Hirtenamt beauftragt. Wie kann ein geistlicher Leitfaden trotz unterschiedlicher Meinungen und hitzigen Diskussionen beibehalten werden? Geertje Wallasch, Presbyterin in Geldern, berichtet über ein Wochenende der Vereinigten  Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) in Wuppertal.

 

Gottes Geist im Alltagsgeschäft
"Handlungsfelder"

Wochenende für Presbyterien und Teams in Leitungs-verantwortung

 

Ich bin dankbar. Dass ich dies erleben durfte. Dieses Wochenende im Internationalen Evangelischen Tagungszentrum in Wuppertal „Auf dem heiligen Berg". Und da ich dort meinen Wünschen, Visionen nahe kam, ihnen begegnete, kann und möchte ich sie gerne in meinen Alltag, in meinen, unseren Kirchengemeindealltag mit hineinnehmen.

 

Überschrieben war dieses Angebot des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), das vom 1. bis 3. Februar 2019 stattfand, mit: „Gottes Geist im Alltagsgeschäft entdecken". Und so habe ich es tatsächlich wahrgenommen. Es war eine gute Erfahrung. Die Leitung dieses Wochenendes hatten Prof. Dr. Reiner Knieling und Pfarrerin Isabel Hartmann, die auch die Leitung des Gemeindekollegs innehaben.

Direkt am Anfang dieses Wochenendes spürte ich, dass mir tatsächlich z.B. manchmal in Sitzungen die „geistige Spur" fehlt, Gottes Gegenwart. Und vielleicht sogar besonders und dies ist sicher sehr menschlich, dann diese Spur fehlt, wenn es zu Unstimmigkeiten kommt. Wie machen wir weiter, wie sind die einzelnen Befindlichkeiten. Wie können wir zufrieden oder sogar erfüllt aus einer gemeinsamen Zeit, egal wann und wo, hinausgehen. Damit der Weg jeder und jedes einzelnen motiviert weitergehen kann. Eine kleine, aber wie ich finde, sehr nützliche „Lösung" könnte auch sein, eine Losung, die wir schon am Anfang einer Sitzung, einer gemeinsamen Zeit, hören, noch einmal in den Blick zu nehmen, sie neu zu lesen. Bewusst habe ich hier das Wort „Lösung" benutzt, weil es an diesem Wochenende auch darum ging, nicht immer sofort eine Lösung finden zu müssen, z.B. für ein Problem oder eine Entscheidungsfindung. Hierzu gab es eine Flipchart-Dokumentation, die wir gemeinsam erarbeiteten am Vormittag des Samstags „Auf dem heiligen Berg".

 

Wir bekamen in diesen Tagen auch das Bewusstsein dafür, dass es nicht immer alles bewörtert oder gefühlt werden kann. Dass der Bauch manchmal besser ist in Situationen oder für Begebenheiten als der Verstand. Wir einfach nur die Hände öffnen und warten, wahrnehmen, in Bewegung bleiben sollten oder dürfen. Ich höre fast schon die Stimmen, und da wäre ich vielleicht vor diesem Wochenende auch dabei gewesen: Wie soll das denn gehen im Alltagsgeschäft? Doch wir erhielten in Wuppertal tatsächlich nicht nur eine wunderbare, reichhaltige Zeit. Wir arbeiteten tatsächlich und spürten dennoch Gottes Gegenwart.

So erging es mir. Und nicht nur mir, wie wir es durch Reflexionen und durch Gesten und Taten in unserer Mitte spüren durften. Es war eine für viele von uns völlig unbekannte Gruppe von ca. 65 Menschen, die wirklich gemeinsam auf dem Weg waren. Da wuchs etwas. Da war Bewegung drin. In dieser kurzen Zeit war deutlich zu spüren, dass wir ähnliche, identische Wünsche in unseren Herzen tragen, die wir nicht nur für uns in Anspruch nehmen wollen, sondern eher der starke Wunsch besteht, dies weiterzugeben. Den Menschen, den Christen, unserer Kirche. Den Jugendlichen, den nächsten Generationen. Uns alle damit füllen wollen...

Geertje Wallasch