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Herzensthemen

Tischgespräch

bei Christine Kempkes

Lebens- & Trauerbegleitung

mit der Freiraumfrau A. Bungert-Stüttgen


Kleiner Nachgang

 

"Sich am Riemen reißen" Ein Ausdruck, der mir nach langer Zeit mal wieder in den Sinn kommt.

 

Vielleicht durch das gute Tischgespräch, das ich am vergangenen Wochenende erleben durfte bei Christine, die uns an ihren Tisch geladen hatte, weil die „Freiraumfrau“ Angelika mit ihrem Freiraumbus auf Deutschlandtour ist und bei Christine zu Gast war. Dort lud Angelika zum Tischgespräch ein zu Herzensthemen.

 

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Ich ahnte schon im Vorfeld, dass es gut werden würde. Und so war es dann auch. Schon vor der eigentlichen Vorstellung gingen wir in die Tiefe. Insgesamt waren wir neun Personen, acht Frauen und ein Mann. Nachdem uns bewusst geworden war, dass wir schon mitten im Gespräch waren, hielten wir erst einmal inne. Wir stellten uns gegenseitig vor, sehr ausführlich. Sehr persönlich und gingen auch dabei sofort ins Eingemachte.

 

Sich am Riemen reißen

 

Diesen Ausdruck hatte ich wohl tief in einem Glas im Keller in das hinterste Regal gestellt. Jetzt kam er wieder zum Vorschein.

 

 

Denn auch Ausdrücke, Formulierungen, die wir durch unsere Vorfahren, unsere Eltern übernommen hatten, tauchten bei dem Tischgespräch auf.

 

 

Sich am Riemen reißen. Sich zusammenreißen. Sich in der Gewalt haben, etwas erledigen, obwohl man dazu keine Lust hat, sich zu etwas zwingen. Ich bemerke hier, auch das war ein nicht unwesentlicher Teil meiner Erziehung.

 

 

Ein Riemen, im weitesten Sinn ein längliches Stück Leder, ist auch eine veraltete Bezeichnung für einen Gurt oder einen Gürtel. Und dieser ist auch gemeint, wenn jemand verlangt, sich am Riemen zu reißen. Diese Redewendung ist wohl zur Zeit des Ersten Weltkriegs aufgekommen. Die erstmal vornehmlich in Gebrauch war, mit der Aufforderung in tadelloser Haltung und Uniform vor den Vorgesetzten zu erscheinen. Nachlässigkeiten hätte man als schädlich für die Moral der Truppe gehalten. Die Gürtelschnalle musste genau in der Mitte sitzen. War das nicht der Fall, musste sich der Soldat wortwörtlich am Riemen reißen, ihn in die vorgeschriebene Lage ziehen.

 

 

Als Ausbildungsberuf gibt es ihn schon lange nicht mehr, der Riemer oder Riemenmacher war der Handwerker, der Riemen und Gürtel aus Leder herstellte.

 

Bis zur Vergasung

 

Bis zur Vergasung. Das war ein Begriff, der nicht nur mir geläufig war. Ich schreibe 'war', weil ich diese Formulierung irgendwann aus meinem Wortschatz strich, zumindest aus meinem nicht mehr benutzten Wortschatz. Irgendwann war mir klar geworden, was das eigentlich heißt, was ich in meine Formulierungen aufgenommen hatte. Den Begriff, den ich gehört hatte und ihn unbedacht benutzte.

 

Das Tischgespräch

 

Es begann um 19 Uhr. Ehe wir es so richtig begriffen, war die Zeit unseres Beisammenseins auch schon vorbei. Die Zeit raste. Das hätte ruhig noch so weiter gehen können. Wir hatten alle etwas zu sagen. Es waren bedeutungsvolle Aussagen, die dort getroffen wurden. Wie schon gesagt, mit Tiefgang. Was in der heutigen Zeit etwas verlorengeht. Die Tiefe in Gesprächen. Vielleicht haben wir keine Zeit mehr für so etwas, weil wir mit vielen anderen Dingen beschäftigt sind. Und es schnell gehen sollte. Der Lauf der Zeit?

 

 

Wir nutzten die Zeit. Erst gegen 22.30 Uhr trennten wir uns. Wir tauschten uns aus. Einige Themen griffen ineinander. Es ging um den Krieg. Die Kriegskinder. Um uns, den Nachkriegskindern. Die Beziehung zur Mutter war ein Thema. Beziehungen im allgemeinen. Auch die Trauerzeit mitten im Leben. Eine reichhaltige Zeit, die ich erfuhr. Und es war zu spüren, dass es den anderen ähnlich erging.

 

Es war eine Zeit, die obwohl es auch um ernste Themen ging, eine Zeit war, die nachwirkt. Und für die ich dankbar bin. Ein Dank geht an Christine. Ein weiterer herzlicher Dank an Angelika. Aber auch bei den weiteren Gästen, die in der Tischrunde saßen, möchte ich mich bedanken. Für ihr Einbringen. Für ihre Offenheit.

 

 

Und auch wenn Angelika meinte, dass der Begriff 'Salon' für diese Runde nicht angebracht sei, so meine ich doch, dass es zumindest auch etwas mit dem zu tun hat, was ich gerade erlebe. In Salons, in denen ich mich bewege. In Kunstsalons. In Literarischen Salons. Oder ähnlichem. Ich spüre, zumindest dort wo ich bisher unterwegs war, dass sich da etwas tut. Was ich gut finde. Was mir gut tut. Die Menschen genießen es. Sich auszutauschen. In bedeutsameren Sphären als nur beim Smalltalk.

 

Geertje Wallasch

 

Tischgespräch bei Christine Kempkes Lebens- & Trauerbegleitung
Tischkultur beim Tischgespräch

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Kommentare: 2
  • #1

    Christine Kempkes (Mittwoch, 20 März 2019 20:40)

    Danke, liebe Geertje, für diesen wundervollen Bericht zum Tischgespräch mit der Freiraumfrau in meinem "Salon"! Ja, das Gespräch über die Wortwahl war auch wirklich interessant. Überhaupt steckten so viele tiefe Gedanken in dem Abend, die bis heute noch nachwirken und immer wieder einmal aufpoppen.
    Schön, dass Du dabei warst und wir uns persönlich kennengelernt haben!
    Liebe Grüße, Christine

  • #2

    Geertje (Mittwoch, 20 März 2019 22:48)

    Liebe Christine, es war so eine erfüllte Zeit an Deinem Tisch in Deinem "Salon". Danke dafür wie auch für Deine schöne Rückmeldung.
    Herzliche Grüße
    Geertje