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Der See

Ferienglück in der Abendsonne

 

Die einzelne Stockrose, die kerzengerade ihre malvenpurpurfarbene Blüte gegen den dunklen Himmel wiegte, zog den Blick auf sich. Die anderen Blüten waren bereits verblüht, so dass die einzelne Blüte wie ein magisches Auge des tiefdunkelblauen Himmelmeers auf sie wirkte. Selbst wenn die Sonne hinter den Wolken verschwand, blieb dieses purpurne Rot und verwandelte sich in ein intensiveres sattrotes Pink oder Violett.

 

 

Alice spürte auf ihrer Haut den See. Das hellabendliche Licht der Sonne begleitete ihre Gedanken und den Blick auf die kräftige Farbe der Blüte. Sie war erfrischt und eine wohlige Wärme umgab sie. Besonders unter ihren Füßen, die sich samtweich anfühlten, spürte sie der Kühle des Sees nach. Der war doch so angewärmt von der langen trockenen Periode des Sommers, dass sie ohne lange zu zögern, Shorts, Slip, Shirt und Top auf den Stuhl der Plattform am See gelegt hatte. Dann folgten die lange Kette, das Lederarmband mit dem Bernstein und die Uhr. Ihr Smartphone und den Schlüssel legte sie auf den Tisch. Und schon ging sie die kleine Treppe hinunter und glitt in den See. In der Mitte angelangt, schaute sie auf das Fischerhus.

 

 

 

 

Der Wind ging leicht, als sie aus dem Wasser kam und die Treppen hochstieg. Sie hatte kein Handtuch dabei. Sie zog ihren Top und das Shirt über den Kopf, schlüpfte in die Shorts und steckte den Slip in deren Hintertasche. Sie sammelte die restlichen Utensilien ein und ging die Böschung hoch.

 

 

 

 

Und nun saß sie hier und sann und schrieb. Drei Schafe grasten auf der Weide in der Abendsonne. Gerade war sie hier angekommen und fühlte sich sofort heimisch. Sie sah, was sie bereits kannte und nahm es doch wieder neu auf.

 

 

 

 

Der Duft der Tomatengewächse, den sie gerade bemerkte, ersetzte den köstlichen Geruch der Feigen von zu Hause. Langsam verlor sich die Sonne hinter einer dicken Wolke und es wurde kühler. Sie ging zum Fischerhus. Die Ferien lagen vor ihr.

 

© geertjens

 

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